Referate Peter Bausch

Referat, gehalten am 16.11.2002 in Stuttgart, Rudolf Steiner Haus
Beim Treffen der Anthroposophisch-Astrologischen Arbeitgruppe Stuttgart


Nietzsches Horoskop aus Sicht der Anthroposophie

Im zweiten Teil seines Referats (1. Teil im Mai 2002) ging Peter Bausch anhand den Ausführungen Rudolf Steiners "Der menschliche und der kosmische Gedanke"; (GA 151, 23.1.1914) auf das geistige Horoskop von Friedrich Nietzsche ein. In einer Zusammenfassung seiner Ausführungen vom Mai schilderte er, wie  für den dreigliedrigen Menschen (Leib, Seele, Geist) auch drei verschiedene astrologische Modelle herangezogen werden müssten. Die Wesensgliederentwicklung des physischen Mensch wird im Heilpädagogischen Kurs (GA 317 am 6.7.1924) entsprechend der aufsteigenden chaldäischen Reihe beschrieben. Hier bildet die Sonne den Anfang und steht für die Entwicklung des physischen Leibes im  ersten Jahrsiebt. Den Ätherleib setzt Rudolf Steiner mit dem Mond in Verbindung und mit der Entwicklung im zweiten Jahrsiebt. Diese Reihe steigt dann bis Neptun auf. Den seelischen Menschen, welcher beginnt, einen Mysterienweg zu gehen, beschreibt Rudolf Steiner in seinem Zyklus "Makrokosmos und Mirkokosmos"; (GA 119, 22.03.1910). Hier ist Saturn der Repräsentant des physischen Leibes, Jupiter steht für den  Ätherleib und Mars für den Astralleib. Diese Angaben von Rudolf Steiner werden in dem Band "Der Ich-Kosmos"; von Georg Goelzer genau beschrieben.

Die dritte Art Astrologie anzuwenden gelte dem geistigen Menschen, der als Gedanke der Hierarchien zu verstehen sei. Die geistigen Hierarchien finden wir in den Planetensphären, welche sich wie Schalen um die Erde herum ausbreiten. Ptolemäus hat aus seinem Mysterienwissen heraus sein geozentrisches Weltbild gestaltet, und Rudolf Steiner spricht davon, dass dieses Weltbild immer mehr an Gültigkeit gewinne, je weiter die Menschen in ihrer geistigen Entwicklung voranschreiten. So wäre z.B. die Mondsymbolik für den physischen Menschen als Ätherleib zu deuten, für den seelischen Menschen als Bewusstseinsseele und für den geistigen Menschen als Weltanschauungsstimmung des Okkultismus.

In dem Vortragszyklus "Der menschliche und der kosmische Gedanke"; setzt Rudolf Steiner die Tierkreiszeichen mit den 12 Weltanschauungsnuancen in Verbindung und die 7 klassischen Planeten von Mond bis Saturn mit den 7 eltanschuungsstimmungen. An der Biografie Friedrich Nietzsches kann dies verdeutlicht werden.

Zitat Rudolf Steiner vom 23.1.1914: "Nehmen wir an, dass ein Mensch so in der Welt sich darlebt, dass er in seinen Anlagen enthalten hat die besonderen Kräfte, die ihn bestimmen, die Weltanschauungsnuance des Idealismus auf sich wirken zu lassen. Ich will also sagen: Er macht die Weltanschauungsnuance des Idealismus in sich wirksam. Er macht sie, nehmen wir an, dadurch zu einem herrschenden Faktor in seinem Innenleben, dass gleichsam auf den Idealismus hinweist und von seinen Kräften gespeist wird, diejenige Weltanschauungsstimmung in seiner Seele, die ich gestern als die der Mystik, als Venus-Stimmung, bezeichnet habe. Daher wärde man sagen, wenn man die Symbole der Astrologie gebrauchen wollte, die geistige Konstellation eines solchen Menschen in seinen geistigen Anlagen die sei, dass Venus im Widder steht. Ich bemerke ausdrücklich, damit kein Missverständnis entsteht, dass diese Konstellationen zwar viel bedeutungsvoller noch im Leben des Menschen bestehen, als die Konstellationen des äußeren Horoskopes, dass sie aber nicht etwa zusammenfallen mit der Nativität, dem äußeren Horoskop....

Für das, was ich hier als ein Beispiel an Nietzsche vorgeführt habe, heisst es: Unter dem Einfluss des Kosmos war Nietzsche durch seine frühere Inkarnation in seinem Karma so vorbereitet, dass in einem bestimmten Zeitpunkte vermöge seiner früheren Inkarnation die Kräfte des Idealismus und der Mystik - die zusammenwirkten, weil Mystik im Zeichen des Idealismus stand - auf seine ganze Körperkonstitution so wirkten, dass er zunächst fähig war, mystischer Idealist zu werden."

Wenn wir jetzt die Angaben für die seelische Astrologie zusammenschauen mit der geistigen Astrologie, können wir Jupiter als Repräsentant und daher als Träger des vergangenen Karmas einen Sphärenumlauf machen lassen und ein Transithoroskop für den Zeitpunkt, bei dem Jupiter wiederum gradgenau seine Radixstellung erreicht, also nach 12 Jahren. Schauen wir uns jetzt dieses Transithoroskop im Verhältnis zum Geburtshoroskop an, dann sehen wir, dass die von Rudolf Steiner angegebene Konstellation eingetreten ist.  Die Seele Nietzsches entwickelte sich dann weiter. Da der Venus-Sphäre die Sonnen-Sphäre folgt, dehnte sich seine Seele zur nächsten Weltanschauungsstimmung zum Empirismus aus. Auch schreitet die Seele entgegen dem Tageslauf der Sonne durch die Tierkreiszeichen vom Widder (Idealismus) zum Stier (Rationalismus). Diese Konstellationen finden wir im 26. Lebensjahr von Nietzsche, das entspricht drei vollendeten Lilith-Umläufen.

Nach Rudolf Steiner hätte die Seele von Nietzsche noch eine weitere Ausdehnung erfahren können, nämlich von der Sonnensphäre zur Marssphäre (Voluntarismus) und vom Stier (Rationalismus) in die Zwillinge (Mathematizismus). Dies gelang Nietzsche jedoch nicht. Wenn wir sein Horoskop auf die Rückkehr des Saturn zu seiner Radixstellung im 30. Lebensjahr berechnen, stellen wir fest, dass der Mars nicht in die Zwillinge gelangt, sondern im Skorpion (Dynamismus) steht. Nach Rudolf Steiner kann aber eine Seele nur dann unbeschadet in die Kräfte der unteren Zeichen (von Skorpion bis Fische) eintreten, wenn er de Weg zur Geisteswissenschaft, zu den großen Mysterien findet. Da Nietzsche dieses nicht möglich war, geriet er in die Gefangenschaft dieser Kräfte und aus diesem Grund heraus können wir auch das Scheitern und den beginnenden Wahnsinn von Nietzsche verstehen.

Diese Vorgehensweise wandte Peter Bausch auch auf das Horoskop Rudolf Steiners an und zeigte auf, wie dieser vom Phänomenalismus (Jungfrau) zum Realismus (Waage) sich entwickelt hat.

Er stellte fest, dass für eine anthroposophische Astrologie ein christologisches Weltbild im Mittelpunkt stehen sollte, da seit dem Tod des Christus Jesus auf Golgatha ein neuer Kosmos entstünde, welcher geozentrisch und tropisch ist. Diese neue Astrologie müsse diese drei Horoskopmodelle für den dreigliedrigen Menschen zusammenschauen.


Referate Peter Bausch